Das Schauspiel der Freundschaft

Weiterhin auf “Good-Will” setzen oder endlich Toleranzgrenzen ziehen? Die Frage wird in Betracht auf die deutsch-türkische Beziehung nach dem vergangenen Staatsbesuch immer interessanter. Wie ein Staatenkonflikt Gesellschaften spaltet und gegeneinander aufbringt und warum die Menschen ihre Politiker nicht mehr verstehen können.

Steinmeier macht sich erneut unbeliebt 

Es ist bereits einige Tage her, dass der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan, auf Einladung von Frank Walter Steinmeier, mit vollen Staatsehren in Berlin empfangen wurde. Es hagelte gewaltig Kritik. Steinmeier stand letzten Monat nicht nur einmal in der Kritik. Bereits wenige Wochen zuvor, empörten sich Politiker darüber, dass Steinmeier Werbung für ein Konzert von linksextremen Rockern gemacht hat. Diese singen Texte, wie Zitat: “Wir stellen unseren eigenen Trupp zusammen und schicken den Mob dann auf euch rauf. Die Bullenhelme sollen fliegen. Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein.” Anstatt einer Entschuldigung, gab es von Seiten Steinmeiers jedoch nur eine Rechtfertigung.

Der umstrittene Staatsbesuch Erdogans hinterlässt seinen Nachgeschmack in der Bevölkerung. Schließlich ist Erdogan alles andere als ein feindloser Pazifist, der Steinmeier und Merkel nur aus Höflichkeit besuchen wollte. Im Gegenteil. Er nutzte erneut die Chance, eine Hass-Rede gegen die deutsche Gesellschaft und insbesondere ihre Regierung zu halten. Die Rede war unter Anderem davon, dass Deutschland – nach türkischer Ansicht – Terroristen schütze. Es wird berichtet, dass Erdogan hier spontan gehandelt habe und diese Vorwürfe die Antwort auf Steinmeiers Rede gewesen sind, in der, unter einigen weiteren Aspekten, die Pressefreiheit in der Türkei bemängelt wurde.

Hier die Demokratie genießen und gleichzeitig die “Diktatur” in der Heimat feiern

Rund um das Geschehen der Moschee-Eröffnung in Köln, versammelten sich hunderte Deutsch-Türken und feierten ausgelassen “ihren” Präsidenten. Dabei wurden auch Gesten, wie die der radikalen Muslimbrüder und die der “Grauen Wölfe” gezeigt, staatlich eingestuft als rechtsextremistisch.

Nur wenige Kilometer weiter, protestierten rund 1000 Erdogan-Gegner, viele von ihnen Kurden. Mit Sorge beobachten sie schon seit langem, wie sich viele Türken “immer weiter von der Demokratie entfernen” und “wie Moscheen in Deutschland zu Kampflagern werden”. Sie können nicht begreifen, wieso die deutsche Regierung Herrn Erdogan den roten Teppich ausrollt.

Ebenso verständnislos reagieren auch viele deutsche Politiker. Christian Lindner (FDP) zum Beispiel lehnte seine Einladung zum Staatsbankett ab und begründete seine Absage mit den Worten: “Ich möchte nicht mit Sekt (auf) Herrn Erdogan anstoßen.” Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir hingegen verfolgte eine provokantere Strategie. Erdogan müsse ihn “aushalten”. Auch Einladungen zur Einweihungsfeier der Kölner Zentralmoschee wurden abgelehnt. Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Architekt der Moschee, sahen in Betracht auf die jüngsten Entwicklungen des Islamverbandes “Ditib”, von einem Besuch ab. 

Regierung schafft Misstrauen in der Gesellschaft

Wie bereits erwähnt, fühlen sich viele Menschen von der Regierung ignoriert oder gar provoziert. Die Meinungen gehen, insbesondere natürlich bei den Deutsch-Türken, weiter auseinander denn je und die Fronten verhärten sich mehr und mehr. Aber auch viele nicht-türkische Bürger fühlen sich langsam getäuscht. In der Gesellschaft wächst Unmut und teilweise auch Schlimmeres. Das hat sich unsere inkonsequente Regierung leider selbst zuzuschreiben. Deutlichere Signale hätten viel bewirken können und uns wäre vermutlich Vieles erspart geblieben. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Schauspiel der engen Freundschaft bald enttarnt wird. Oder besser aber: Wahrheit wird.

2 Replies

    • Dabei handelte es sich um das Konzert “gegen rechts”, welches in Chemnitz stattfand. Eigentlich eine ganz lobenswerte Idee, allerdings hat u.a. die Band “Feine Sahne Fischfilet” gespielt, die die oben genannten Texte singt. Feine Sahne Fischfilet wurde auch bereits staatlich überwacht.

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