China auf dem Weg zur modernsten Diktatur der Welt

China bedeutet für viele Fortschritt. Für einige mag die zweitgrößte Volkswirtschaft sogar als Vorbild dienen. Menschenrechte, Presse- und Meinungsfreiheit sind in China – der Nation mit der größten Armee der Welt – jedoch ganz und gar nicht fortschrittlich. Im Gegenteil: Die Lage spitzt sich weiter zu.

Überteuerte Freiheit

Riesige Wolkenkratzer, ultra-schnelle Züge und eine voll umfänglich solide Wirtschaft. Hört sich an, wie ein Land der Superlative. Aber wie leben die Chinesen seit über 70 Jahren unter ihrem kommunistischen Regime?

Zu vielen Europäern ist bereits durchgesickert, dass in China Apps wie WhatsApp, Facebook oder Instagram nicht genutzt werden können. Das 1,4 Milliarden-Volk muss über das staatlich kontrollierte „WeChat“ kommunizieren. Die einzige Möglichkeit dieser Zensur zu entkommen, ist sich via VPN über einen ausländischen Server zu verbinden. Natürlich illegal. Und das ist noch längst nicht die Spitze des Eisberges.

Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ bewertet die Pressefreiheit Chinas als „sehr ernst“. Das ist das schlechteste Rating, das zu vergeben ist. Ein solches Rating tragen sonst nur Staaten wie Somalia oder der Sudan.

Big China is watching you

Das ist, was viele junge Chinesen behaupten. Sie sprechen vom neuen Punktesystem, in dem die Bürger erfasst und überwacht werden. Pluspunkte gibt es unter Anderem für (wer hätte es gedacht) „Linientreue“. Minuspunkte wiederum, gibt es für Systemkritik, aber auch für einfache Verkehrsdelikte. Die Regierung weiß Bescheid. Generation 40+ sieht hierin aber selten ein Problem. Im Gegenteil. Teilweise sprechen sie von einem Segen für die chinesische Gesellschaft. Aus europäischer Sicht sind das klar Verhältnisse, die fast einer Diktatur gleichkommen.

Die „hassgeliebten“ Sonder-verwaltungszonen

Hong Kong und Macau: Irgendwie China, aber irgendwie auch nicht. Zwar herrscht in den zwei Sonderverwaltungszonen (inoffiziell) chinesischer Sozialismus, jedoch verfügen beide über eine eigene Handelspolitik und über eine eigene Zollverwaltung. Immer wieder kommt es, insbesondere in Hong Kong, zu Aufständen. Hauptsächlich innerhalb der jüngeren Generation. Gefordert wird mehr Demokratie, denn das Sagen in Hong Kong und Macau hat nicht etwa das dort lebende Volk, sondern allein Peking. Die chinesische Hauptstadt stellt bisher ein sogenanntes „Wahlmännergremium“ an, schlichtweg Staatsbeamte, die in den Sonderverwaltungszonen regieren. So auch letztes Jahr. Versprochen war aber, dass die Bevölkerung ab 2017 selbst wählen darf.

Die Chinesen provozieren auch auf kreative Art und Weise. Das stellten sie zuletzt bei der Einweihung des neuen Hochgeschwindigkeitszuges, welcher Hong Kong mit der chinesischen Planstadt Shenzhen verbindet, unter Beweis. Als der Zug das erste Mal aus Shenzhen in Hong Kong eintraf, befanden sich haufenweise Botschaften im Zug. „Verräter!“ war noch der freundlichste Vorwurf, den die Menschen in Hong Kong zu lesen bekamen.

Hong Kong gefährdet die nationale Sicherheit Chinas?

Ende September der Paukenschlag: Die hongkonger Unabhängigkeitspartei wird durch Chinas Regierung verboten. Schließlich sei „die nationale Sicherheit gefährdet“. Das lassen wir an dieser Stelle mal so stehen. Der Chinese ist aber längst nicht dumm. Im Gegenteil: Er handelt geschickt und es ist auch jeder von ihm abhängig. Auf wie viele Dinge müssten wir verzichten, wenn es nicht „Made in China“ gäbe? Da kann man sich als Chinese schon mal die Dreistigkeit erlauben und Amerika dazu auffordern, Taiwan als chinesisches Reiseziel zu deklarieren.

Kampfansage an den Westen

China, das Heimatland der meisten Milliardäre weltweit, geht auf Konfrontation. Durch geschicktes Wirtschaften und auf Kosten von Freiheit und sogar einiger Menschenleben, werden die Chinesen ihr Land bereits in wenigen Jahren zur neuen Supermacht küren dürfen. Bereits heute ist China die „Fabrik der Welt“ und Exportweltmeister. Gemeinsam sind sie mehr, als alle Europäer, Amerikaner und Russen zusammen. Eine nur schwer vorstellbare Dimension. Es ist so gut wie sicher, dass China zukünftig auch unsere Handelswelt diktieren wird. Dazu wurden bereits haufenweise westliche Firmen aufgekauft und teils nach China verlegt.

Ob die Schuld daran auch bei uns selbst liegt, bleibt Ansichtssache. Noch wird auch „Made in Germany“ vielerorts geschätzt, insbesondere aufgrund der Qualität. Chinesische Entwicklungen werden nicht immer und überall gern gesehen, oft illegal, weil sie den westlichen Sicherheitsstandards nicht entsprechen. Es bleibt abzuwarten, wie sich in Zukunft neben chinesischer Quantität auch chinesische Qualität entwickelt. Eine Verbesserung der chinesischen Menschenrechte ist zwar offiziell versprochen – jedoch nicht in Sicht.

One Reply

  • Flüssig und verständlich lesbar! Danke für den Artikel! Tatsächlich ist die Lage in China interessant, nicht nur, was es wirtschaftlich vorhat, sondern auch, wie sich die Gesellschaftspolitik entwickelt. Zwar wird die chinesische Regierung gewinnen, allerdings nicht der Mensch.

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